Am 4. Januar war’s wieder soweit: rund 65 Sternsinger unserer Gemeinde zogen drei Tage lang durch die Straßen Alstadens, brachten den Segen an die Türen verschiedenster Menschen und sammelten Spenden für Kinderhilfsprojekte weltweit, vor allem in Bolivien.
123 Straßen, fast 3900 Häuser, zweieinhalb Tage Zeit: Die Aufgabe, die diesjährige Aktion zu koordinieren, lag wie 2015 bei Luca (17), in diesem Jahr zusammen mit Janina (15). Die Gemeinde St. Antonius, die von der Concordiastraße bis zum Ruhrufer, von der Obermeidericher Straße bis zum Rechenacker reicht, zählt übrigens 8.000 Mitglieder.
Nachdem sich alle Kinder und Jugendliche im Bernardushaus einen Umhang und eine Krone besorgt hatten, ging es zum Eröffnungsgottesdienst hinüber in die Antoniuskirche. Das traditionelle Sternsingerlied „Wir kommen daher aus dem Morgenland“ wurde angestimmt, Pastor Marko Bralic segnete die Kreide und vor der Kirche schoss man ein großes Gruppenfoto, dann zogen die elf Gruppen los, vornehmlich in den Süden und Osten von St. Antonius.
Vieles war bei der diesjährigen Aktion offen, es handelte sich fast schon um ein „Experiment“.
Zum ersten Mal war im Vornhinein eine Liste herausgegeben worden, wann die Sternsinger in welcher Straße unterwegs sind. Werden wir diesen Plan einhalten können?
Wird die Aktion erfolgreich sein, obwohl wir nur werktags laufen?
Werden wir viele Menschen zuhause antreffen?
Und wie wird unser Besuch im Bero-Zentrum am dritten Tag ankommen?
Zum Mittagessen waren alle Gruppen überpünktlich und zufrieden zurück. Während sich die Sternsinger mit Bolognese aus dem Topf von Angela Peelen und Simone Schwering stärkten, befassten sich die Organisatoren Luca und Janina mit Gelddosen und Bezirkskarten, um erfreut festzustellen: fast alle für den Vormittag vorgesehenen Straßen waren geschafft und schon jetzt waren mehr als 3.000€ zusammengekommen!
Auch sonst gab es keine Probleme, alle Kinder waren glücklich mit ihren Gruppen, kein Leiter beschwerte sich über allzu ungezogene Sternsinger und die Stimmbänder waren auch noch alle intakt, sodass man sich schnell wieder auf den Weg machte.
Um die Straßen, die am Vormittag liegengeblieben sind, kümmerte sich übrigens eine ganz besondere Gruppe, eine weitere Neuerung: „Segen auf Rädern“.
Drei Firmanden hatten sich bereit erklärt, trotz Wind und Wetter mit ihren Fahrrädern zu kommen, um ganz schnell von einer Straße zur nächsten fahren zu können.
„Auch wenn’s geregnet hat, ‚Segen auf Rädern‘ hat echt Spaß gemacht!“, kommentiert Jonas (15).
Die ersten beiden Tage verliefen sehr erfolgreich und haben allen Spaß gemacht.
Leiterin Alina (18) berichtet von guten Erfahrungen: „Viele alte Leute leben allein zuhaus und kriegen wenig Besuch, sie freuen sich ganz besonders auf die Sternsinger, die jedes Jahr an der Tür klingeln!“
Auch das Organisieren haben Luca und Janina gerne gemacht, selbst wenn man das Selbst-durch-die-Gegend-Ziehen natürlich vermisse. „Aber die Kinder haben natürlich viele Geschichten beim Mittagessen und abends zu erzählen gehabt“, sagt Janina.
In St. Antonius passieren ja oft merkwürdige Dinge und so wunderten dann niemanden mehr Kuriositäten wie eine geschenkte Brotdose, gespendete fünf Reichspfennig, ein Beutel mit Kleingeld, der aus der zweiten Etage herunter geworfen wurde, ein wortwörtlich angepinkelter Mantel und die Sternsingerin, die einen Stromschlag bekommen hat.
Dass so wenige Menschen zuhause waren und den Sternsingern so oft die Türen vor den Nasen zugeschlagen werden, stört die meisten Kinder übrigens viel weniger, als man denken könnte.
Über die Frau, die die Sternsinger mit der wohlbemerkt etwas dämlichen Ausrede „Ich bin nicht da!“ abzuwimmeln versuchte, wurde nur gelacht. Der Kommentar der Gruppe, die an einem ganzen Vormittag nur 1,40€ an Spenden gesammelt hat, war: „Lieber 1,40€ als gar nichts, heut Nachmittag wird’s besser!“
Und wenn man so oft hintereinander „Keiner da“ sagt, wie es unsere Sternsinger in diesem Jahr getan haben, wird daraus irgendwann „Kanada“: geflügeltes Wort der diesjährigen Sternsingeraktion.
Aber natürlich haben auch viele Menschen die Türen geöffnet und die Kinder willkommen geheißen.
Lotte (12) meint: „Die meisten waren sehr nett zu uns, ein Mann hat uns sogar Kakao angeboten!“
Die Motivation ging unseren Gruppen nie verloren. Die in all den Jahren üblichste aller Ausreden, „Ich bin evangelisch!“, wurde diesmal übrigens so gut wie nie gehört, eine erfreuliche Entwicklung!
Höhepunkt der Aktion war der Empfang im Oberhausener Rathaus am Vormittag des 6. Januars. St. Antonius durfte dieses Mal nämlich die große Aufgabe übernehmen, den Haussegensspruch im Ratssaal aufzusagen und den Segen an die Saaltür zu schreiben.
Drei Sternsingerinnen und zwei Sternsinger sowie Organisator Luca trugen diesen mehr oder weniger fehlerfrei vor. Trotz einigen kleineren Patzern inklusive einem gekonnten Wurf einer Leiterin mit Kreide auf Pastor Schmitz aus St. Joseph konnte Lana (10) danach im Namen aller Oberhausener Sternsinger den Segen auf den Türrahmen des Saals schreiben. Zum Schluss gab es Spenden durch Oberbürgermeister Daniel Schranz und Abgeordnete sowie Verpflegung für alle.
Am Nachmittag kam es dann zum zweiten etwas ungewöhnlicheren Sternsingereinsatz:
Drei ganz besonders mutige Gruppen versuchten ihr Glück im Bero-Zentrum, dem nördlichsten Zipfel unserer Gemeinde. Zunächst war die Aktion von weniger Erfolg gekrönt als verhofft; es gab sogar kaum jemanden dort, der das Dreikönigssingen überhaupt kannte!
Man fühlte sich ein bisschen wie ein Außerirdischer, so entgeistert wie manch einer uns anstarrte, aber den Kindern, die in jedem Geschäft aufs Neue ihr Lied anstimmten, machte das überhaupt nichts aus.
Je mehr Läden wir besucht hatten, desto mehr Menschen wurden auf uns aufmerksam und desto besser konnten wir unsere Strategie verfeinern. Viele kamen auf uns zu, waren glücklich, doch noch Sternsinger angetroffen zu haben und auch ein großer Teil der Geschäftsinhaber freute sich über unseren Gesang und den Segen.
Wenngleich nach zwei Stunden im Bero alle heiser waren, verlor keins der Kinder die Motivation und am Ende waren fast 400€ im Einkaufszentrum zusammengekommen.
Beendet wurde die Sternsingeraktion 2016 mit einer großen Abschlussmesse am Sonntag in St. Antonius. Drei Tage später, am 13. Januar 2016 – nachdem auch die Spenden aus den Sonntagsmessen und vom Kindergarten, der wie in jedem Jahr die Häuser am Grünen Winkel besuchte, gezählt waren – stand das Endergebnis fest: die Sternsinger von St. Antonius Alstaden haben phänomenale 12.705,33€ für Kinder in Not gesammelt – laut Pastor Marko Bralic das höchste Ergebnis aller Zeiten.